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Festhalten an Altem behindert Entwicklung

Autoren & Autorin: Manfred Hofferer, Yvonne Wendelin & Sebastian Horvath, © BPÖ 2023

Stabilität ist ein Konzept, das in weiten Bereichen des Lebens positiv konnotiert ist und auch heftig propagiert wird. Dabei wird primär und vordergründig vermittelt, dass es um Sicherheit, Kontinuität und Zuverlässigkeit geht und wie wichtig diese sind. Was jedoch leicht; vielleicht auch absichtlich, übersehen und nicht zur Sprache gebracht wird ist, dass ein übermäßiges Festhalten an Stabilitäten und allem, was damit verbunden ist, in nicht wenigen Kontexten und Situationen des Lebens einen massiven entwicklungsverhindernden Faktor darstellt.

 

Um zu verstehen, warum Entwicklung und Wachstum Stabilität hinter sich lassen muss, ist es wichtig, den nur scheinbaren Konflikt oder Widerspruch zwischen diesen beiden Konzepten zu erkennen. Stabilität bezieht sich auf so etwas wie einen sicheren Status quo und das Festhalten daran, während für Entwicklung Veränderung und Fortschritt; also die Aufgabe von Stabilität, erforderlich und notwendig sind. Jedes bloße Festhalten an Stabilität hemmt und verhindert Entwicklung in allen Bereichen des Lebens. Nachfolgend 8 Beispiele:

 

1. Innovationshemmung

Innovation ist der zentrale Schlüssel zu allem, was Entwicklung ausmacht. Sie ermöglicht es den Menschen, bestehende Probleme neu zu sehen, zu verstehen und zu lösen und gleichzeitig effizientere Prozesse zu schaffen und immer neue Möglichkeiten und Varianten des Umgehens mit den Problemen zu erkunden. Wenn Menschen, Organisationen oder Gesellschaften stark auf Stabilität setzen, hat das zur Folge, dass Innovationen verlangsamt, erschwert oder gar abgelehnt werden. Neue und innovative Ideen werden nicht wahr- und angenommen bzw. akzeptiert, da sie den Status quo in Frage stellen. Das hat in jedem Fall einen massiven entwicklungseinschränkenden und -verhindernden Effekt zur Folge!

 

2. Mangelnde Anpassungsfähigkeit

Die Welt ist auf allen Ebenen in einem ständigen Veränderungsprozess, sei es durch technologischen Fortschritt, soziale Veränderungen oder ökonomische Umwälzungen. Einzelpersonen, Organisationen und Gesellschaften müssen sich seit je her mit derartigen Veränderungen arrangieren und sich anpassen, um erfolgreich zu sein. Das Festhalten an Stabilität beeinträchtigt die Kompetenz zur Anpassung an neue Bedingungen wie auch die damit verknüpften An- und Herausforderungen. In diesem Bereich ist die Folge, dass Menschen und Organisationen hinter den Entwicklungen zurückbleiben und den Anschluss verlieren.

 

3. Verpasste Chancen

Das Ressentiment oder die Angst vor Veränderung und ein krampfhaftes Festhalten an Stabilität führen in jedem Fall dazu, dass Chancen ungesehen und ungenutzt bleiben. Der Effekt ist, dass neue Möglichkeiten in der Regel von denen ergriffen und besetzt werden, die bereit sind, Risiken einzugehen und in der Lage sind, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Wird zu stark an dem einmal erworbenen Status quo geklammert, ziehen diese möglichen Chancen der Veränderung und Entwicklung ungesehen und ungenutzt vorbei, und Entwicklung als solche bleibt auf der Strecke.

 

4. Gesellschaftlicher Wandel

Gesellschaften und alles, was damit zusammenhängt entwickeln und verändern sich im Laufe der Zeit kontinuierlich und das ist vor allem mit sozialem Wandel verbunden. Das Festhalten an überholten gesellschaftlichen Umgehensweisen, Normen oder Vorstellungen behindert den gemeinsamen sozialen Fortschritt mit der Folge, dass sich bspw. im Bereich der Bildung im Grunde vermeidbare soziale Ungerechtigkeiten auftuen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass gesellschaftlicher Fortschritt in der Regel über das Infragestellen des Status quo und den Kampf gegen festgefahrene Vorstellungen erreicht wurde.

 

5. Persönliche Entwicklung

Das Festhalten an Stabilität auf persönlicher Ebene bedeutet, dass Menschen ihre sog. Komfortzonen nicht verlassen und somit auch keine neuen Erfahrungen machen und entsprechend auch zu keinen neuen Erkenntnissen kommen. Die persönliche Entwicklung erfordert jedoch die aktive Auseinandersetzung mit, das Annehmen von Herausforderungen und das Arbeiten an der Bewältigung von Veränderungen. Menschen, die sich zu sehr an ihre einmal hergestellten Stabilitäten klammern, verpassen selbstverschuldet persönliche Wachstums-, Entwicklungs- und Veränderungsmöglichkeiten.

 

6. Bildung

Genauso sind im Bereich der Aus- Fort- und Weiterbildung - wie in der Bildung und Forschung überhaupt - Veränderung und Anpassung an Neues wichtige Entwicklungsfaktoren. Wenn bspw. an Unterrichtsinhalten oder -methoden aus dem vergangenen Jahrhundert stur festgehalten wird, darf es nicht verwundern, wenn als Ergebnis Lernende Bildungssysteme verlassen die wenig bis keine relevanten Bezüge und Verbindungen zum aktuellen gesellschaftlichem, wirtschaftlichem, politischem oder sozialem Leben herstellen können.

 

7. Technologischer Stillstand

Insbesondere in technologisch orientierten Branchen ist heute ein schneller Wandel die Norm. Das Festhalten an bspw. veralteten Technologien oder damit in Verbindung stehenden Geschäftsmodellen aus Angst vor Unsicherheit zieht regelhaft massive nachteilige Auswirkungen nach sich. Technologischer Stillstand schadet Menschen genauso wie Organisationen langfristig und gefährdet insgesamt den Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit.

 

8. Wirtschaftliche Entwicklung

In der Wirtschaft sind Veränderungen und Innovationen immer schon Treiber für Veränderung, Entwicklung und wirtschaftliches wie gesellschaftliches Wachstum gewesen. Jeder Versuch der zu restriktiven Regulierung und damit verbunden das Festhalten an traditionellen Geschäftsideen, -praktiken oder -modellen schränken die Entwicklung und das Wachstum in diesen Bereichen ein, insbesondere in Branchen und Dienstleistungsbereichen, die von Innovation und Veränderung abhängig sind.

 

Fazit?

In diesem Sinne: In jedem Fall ist zu betonen und hervorzuheben, dass ein gewisses Maß an Stabilität und das Aufrechterhalten derselben tatsächlich wichtig und notwendig ist. In keinem Fall darf jedoch übersehen oder außeracht gelassen werden, dass das Momentum der Instabilität und der offene und konstruktive Umgang damit der eigentliche Antrieb der Weiterentwicklung und Veränderung ist. Es geht also nicht so sehr darum ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen den Konzepten zu finden, sondern klar zu haben, dass Zustände von Instabilitäten ein notwendig aufzusuchender Teil des sich entwickelnden Lebens sind. Es muss demnach immer darum gehen, dass ein gut ausbalanciertes Ungleichgewicht zugelassen, aufgesucht und gelebt wird.

 

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