Prompts

Interaktion mit KI

Sag genau, was du von mir willst!

Autor: Manfred Hofferer & Team, © BPÖ 2023

Die fortschreitende Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) hat nicht nur die Art und Weise verändert, wie in der Erwachsenenbildung Technologie genutzt wird, sondern auch, wie an Wissen herangegangen, es vermittelt und damit verbundenes Lernen organisiert und gestaltet ist. Eines der Schlüsselelemente in diesem Kontext ist der Begriff „Prompts“.

 

Der Begriff Prompts (Aufgaben) ist in der Pädagogik nicht neu (siehe dazu*). Mit dem gezielten Einsatz von Prompts kann bei Lernenden nicht nur die Anwendung von kognitiven und metakognitiven Lernstrategien aktiv gefördert werden. Zusätzlich erzielen gute Prompts ein vertieftes Verarbeiten der Lerninhalte und damit auch ein tieferes Verständnis der Lerninhalte. Die sogenannten kognitive Prompts haben die Funktion die Lernenden dabei zu unterstützen, Informationen zu verarbeiten, indem sie dazu angeregt werden, sich zu erinnern, etwas auszuarbeiten, zu organisieren oder zusammenzufassen.

  • Wiederholungs-Prompts: Bitte lesen Sie den im Seminar besprochenen Abschnitt über z.B. Lernstrategien und fassen Sie für sich zusammen.
  • Prompts zur Lernorganisation: Wie können Sie die Lerninhalte für sich am besten strukturieren und Welcher Abschnitt ist nach Ihrer Meinung nach der Wichtigste?
  •  Prompts zu Ausarbeitung: Bitte stellen Sie Überlegungen an und entwickeln Sie ein Beispiel, das zum soeben durchgemachten Lerninhalt passt oder damit in Konflikt steht.
  • Einschätzungs- und Beurteilungs- Prompts: Wenn Sie auf die Lehreinheit zurückblicken, welche Aspekte haben Sie als besonders interessant, hilfreich oder sinnvoll wahrgenommen und welche nicht?

In Ergänzung dazu unterstützen Metakognitive Prompts die Lernenden dabei, ihre Informationsverarbeitung zu kontrollieren und zu überwachen. Diese Prompts regen die Lernenden dazu an, sich immer wieder zu orientieren, die Ziele zu spezifizieren und entsprechend zu planen oder aber auch die Ergebnisse zu bewerten.

  • Planungs-Prompts: Womit will ich beim Lernen beginnen?
  • Prompts zu Überwachung- und Selbstbeurteilung: Welche Aspekte habe ich gut verstanden, welche nicht? Gibt es Fragen, die durch den Vortrag oder/und das Lernmaterial nicht ausreichend geklärt wurden?
  • Bewertungs-Prompts: Bei welchem der durchgenommenen Themen hatte ich die größten Schwierigkeiten?
  • Prompts zur Selbstregulation: Welche Möglichkeiten sehe und habe ich, um meine Verständnisprobleme zu überwinden und aus der Welt zu schaffen?

In diesem Zusammenhang soll auch darauf hingewiesen sein, dass der Einsatz von nur metakognitiven Prompts keine positiven Ergebnisse erzielt und demnach - da Metakognitive Lernstrategien grundsätzlich auf kognitiven Lernstrategien aufbauen - immer im Zusammenspiel mit kognitiven Prompts eingesetzt werden müssen und das am besten Lernprozessbegleitend.

 

Verständnis von Prompts in der KI

Prompts, im Kontext der künstlichen Intelligenz, sind ebenso präzise formulierte Aufgaben bzw. Anweisungen, die jedoch an ein KI-Modell gegeben werden, um spezifische Antworten oder Aktionen zu generieren. Das jeweilige Modell – in der Regel handelt es sich dabei um neuronale Netzwerke – greifen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf eine unfassbar große Zahl von Daten zu, reagieren auf die Prompts und erstellen menschenähnliche Antworten. Prompts sind in diesem Kontext das Kommunikationsmittel zwischen der KI und dem Menschen, das es ermöglicht, mit komplexen Systemen zu interagieren.

 

Anwendung von Prompts in der Jugend- und Erwachsenenbildung

Die gezielte Anwendung von Prompts in der Erwachsenenbildung (sowohl in der Ausbildung wie in der praktischen Arbeit mit den Zielgruppen) eröffnet völlig neue Möglichkeiten und Wege für vor allem personalisiertes und interaktives Lernen. Die an die KI gestellten Aufforderungen und deren verarbeitete Ergebnisse dienen dabei als Ausgangspunkt für die Erzeugung von Wissen, Diskussionen darüber und sie regen zudem kritisches Denken und Reflexionen an. Das mit Sicherheit wichtigste Produkt bzw. Ergebnis der bewussten Auseinandersetzung mit den Eingaben in die KI und den daraus resultierenden Ausgaben ist die Entwicklung kritischer und eigenständiger Gedanken, die sich in einem relativ raschen Wissensaufbau bzw. einer Wissensvertiefung niederschlagen.

 

In Ausbildungs- und Trainingsprogrammen für Erwachsene, bspw. im „Jugend- und Erwachsenenbildung: Train the Trainer: innen“-Bereich, sind Prompts gut zu nutzen, um angehende Trainerinnen und Trainer anzuregen, sich mit unterschiedlichen berufsrelevanten Themen vertieft auseinanderzusetzen und zu beschäftigen, um die von ihnen generierten Ergebnisse in Form von Gesprächs- und Diskussionsbeiträgen oder aber auch Planungsskizzen oder Ablaufübersichten in die gemeinsame Arbeit zur kritischen Analyse und Bewertung einzubringen.

 

Praktische Anwendungen und Vorteile in der Erwachsenenbildung

Prompts bieten in der Jugend- und Erwachsenenbildung insgesamt (und das nicht erst, seit es KI gibt) zahlreiche Vorteile. Sie setzen die (a) Lernenden in gedankliche Bewegung, fördern (b) kritisches Denken, da die Lernenden dazu angeregt werden, gezielt Fragen zu formulieren und zu stellen, um passende Antworten zu erhalten und darauf aufbauend Lösungen und Ergebnisse entwickelt werden können. Darüber hinaus ermöglichen sie (c) ein höchst individuelles Lernen, da die Lernenden auf Basis ihrer Anfragen individualisierte Rückmeldungen und Beantwortungsvorschläge erhalten. Dies fördert (d) eigenverantwortliches Lernen und steigert zudem das Engagement wie auch die Motivation.

 

Mit dem Beispiel von Rob Lennon lässt sich gut zeigen, wie mit sechs Aufforderungen ein „Szenario“ erzeugt wird, dass die KI veranlasst, entsprechend-passende Ergebnisse zu liefern:

  1. „Wer“ oder „Was“ schreibt? Personalisation
  2. Was ist konkret zu tun? Aufgabe bzw. Tätigkeit
  3. In welcher Reihenfolge wird vorgegangen? Ablauf und Arbeitsschritte
  4. Was muss dabei beachtet und berücksichtigt werden? Kontext / Rahmen- und Nebenbedingungen / Einschränkungen / Weglassungen u.a.
  5. Was soll die KI als Ergebnis liefern? Ziel
  6. Wie bzw. in welchem Format soll die KI rückmelden? Ausgabeergebnis

Im bspw. „Train the Trainer: innen“-Kontext unterstützen präzise formulierte Prompts angehenden wie auch fertige Trainerinnen und Trainern, u.a. ihr Wissen, ihre Zielformulierungen, ihre Methoden und ihr Vorgehen zu verfeinern, sich dabei gleichzeitig auf unterschiedliche und verschiedene Lehr- und Lernstile einzustellen und immer neue interaktive Lehrmethoden zu erkunden.

 

Fazit: Innovatives Lernen mit und durch Prompts

Prompts haben in der KI-gestützten Erwachsenenbildung eine transformative Wirkung, mit dem Potential tiefgreifende Veränderung der Lernkultur zu evozieren. Sie dienen als Schnittstelle zwischen Menschen und künstlichen Intelligenzen, die den Wissensbegegnungs-, Aneignungs- und Lernprozess bereichern und in jedem Fall stark personalisieren. Die Arbeit mit und an Prompts eröffnet somit neue Horizonte für zukunftsorientierte Bildungskonzepte sowie Lehr- und Lernwelten. Was aber in jedem Fall bleibt, ist - da KI fehleranfällig ist - die kritische Kontrolle der Ausgaben!

 

*Beispielquelle: Schmidt-Weigand, F., Hänze, M., & Wodzinski, R. (2009). Complex problem solving and worked examples: The role of prompting strategies behavior and fading-in solution steps. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 23(2), 129-138.

 

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