Lernen ändert sich
Der Wandel vollzieht sich rasch
Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2024
In den letzten zehn Jahren hat sich das Lernen und Aneignen neuer Informationen bei Jugendlichen und Erwachsenen stark gewandelt. Dieser Wandel ist durch technologische Innovationen, gesellschaftliche Veränderungen wie die zunehmende Digitalisierung des Alltags, den Fokus auf lebenslanges Lernen sowie neue Bildungsansätze wie personalisiertes und projektbasiertes Lernen geprägt. Folgenden Bereiche zeigen auf, wie diese Entwicklungen das Lernen dramatisch verändert haben:
Digitales Lernen und E-Learning-Plattformen
Das Internet hat den Zugang zu Wissen massiv erweitert und ausgebaut. Online-Plattformen wie Skillshare, edX oder LinkedIn Learning bieten heute eine Vielzahl von Kursen für alle Altersgruppen und Interessen. Jugendliche und Erwachsene haben damit die Möglichkeit, eigenständig und flexibel neue Kenntnisse und Fertigkeiten zu erlernen. Die Pandemie hat den Einsatz solcher Plattformen weiter beschleunigt und das Lernen von zu Hause zu einer Norm gemacht.
Podcasts und audiobasiertes Lernen
Ein weiterer wichtiger Trend ist das Lernen über Podcasts und andere audiobasierte Formate. Lerninhalte werden dabei über Podcasts wie „Wissen Weekly“, „TED Talks Daily“, „Freakonomics Radio“, „Hörst du?!“ oder „Geschichte.fm“ vermittelt. Auch Hörbücher wie die „Great Courses“-Reihe bieten eine weitere Möglichkeit, sich Wissen auf audiobasierte Weise anzueignen. Diese Form des Lernens ist besonders beliebt, weil sie es ermöglicht, Wissen nebenbei zu erwerben – beim Sport, auf dem Arbeitsweg oder bei alltäglichen Aufgaben. Trotz der Vorteile dieser flexiblen Lernmöglichkeit gibt es auch Kritik: Das passive Zuhören kann leicht dazu führen, dass die Inhalte nicht so tief verarbeitet werden, wie es bei aktiven Lernmethoden der Fall ist. Dennoch bieten audiobasierte Lernangebote eine wertvolle Ergänzung für alle, die Lernen in ihren Alltag integrieren möchten.
Social Media und Microlearning
Plattformen wie YouTube, TikTok oder Instagram sind zu echten Bildungsressourcen geworden. Allerdings gibt es auch Risiken, wie etwa die Qualität der Inhalte, die nicht immer gewährleistet ist, oder die Ablenkungspotenziale, die durch die Vielzahl an nicht-bildungsbezogenen Inhalten entstehen. Viele Creatoren und Creatorinnen teilen ihr Wissen in Form von kurzen Videos, die sich mit verschiedenen Themen befassen – von Mathematik über Naturwissenschaften bis hin zu persönlichen Entwicklungstipps. Micro- und Nanolearning, das Lernen in „kleinen und kleinsten Häppchen, passt perfekt zu den knappen Zeitplänen und kurzen Aufmerksamkeitsspannen, die in der heutigen digitalen Welt häufig anzutreffen sind.
Personalisierung durch KI
Lernplattformen wie EdTech-Anwendungen nutzen zunehmend künstliche Intelligenz, um das Lernerlebnis zu personalisieren. Anhand von Daten über die Stärken und Schwächen der Lernenden können personalisierte Lernpfade entwickelt werden. Beispiele für solche Plattformen sind „DreamBox“ im Bereich Mathematik oder „Century Tech“, das auf personalisierte Lernwege für verschiedene Schulfächer setzt. Auch „Duolingo“ nutzt KI, um den Sprachlernprozess an den individuellen Fortschritt der Lernenden anzupassen. Das bedeutet, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene die Möglichkeit haben gezielt an ihren Schwächen zu arbeiten, ohne sich von einem starren Curriculum eingeschränkt zu fühlen.
Blended Learning und Hybridmodelle
Die traditionellen Formen von Wissensvermittlung wurden zunehmend durch Blended-Learning-Ansätze ersetzt, bei denen eine ausgewogene Kombination von Online-Lernformaten und Präsenzveranstaltungen zum Einsatz kommt. Diese Hybridmodelle integrieren die Stärken beider Ansätze: Die Vorteile digitaler Flexibilität, zeit- und ortsunabhängiges Lernen sowie der Zugriff auf vielfältige digitale Ressourcen werden mit den positiven Aspekten klassischer, face-to-face-Lernphasen verknüpft, wie etwa dem direkten Austausch mit Lehrenden und anderen Lernenden sowie der Förderung sozialer Interaktionen. Dadurch entsteht eine Lernumgebung, die sowohl eine hohe Flexibilität als auch eine individuelle Anpassung des Lernprozesses ermöglicht. Besonders für Erwachsene, die ihre beruflichen Verpflichtungen mit einer Weiterbildung vereinbaren möchten, hat sich dieser Ansatz als besonders effektiv und praktikabel erwiesen. Blended Learning schafft hier die notwendige Balance, indem es Lernende unterstützt, ihre Lernerfahrungen nach ihren eigenen zeitlichen und persönlichen Bedürfnissen zu gestalten, ohne dabei auf die Qualität und sozialen Aspekte traditioneller Bildungsformate verzichten zu müssen.
Community-Lernen und Peer-to-Peer
Das Lernen erfolgt heutzutage zunehmend in gemeinschaftlichen Kontexten, wobei der Austausch von Wissen und Erfahrungen eine zentrale Rolle spielt. Plattformen wie Foren, Online-Gruppen und spezialisierte Lerncommunities bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich miteinander zu vernetzen, Fragen zu stellen und von den Erkenntnissen anderer zu profitieren. Besonders das Peer-to-Peer-Lernen, sei es in sozialen Netzwerken, durch gemeinsame Projekte oder interaktive Lerngruppen, fördert den aktiven Wissenserwerb. Jugendliche und Erwachsene können auf diese Weise nicht nur Wissen und Fertigkeiten rascher weiterentwickeln, sondern auch vom kollektiven Wissen und den unterschiedlichen Perspektiven der Gruppe profitieren, wodurch das Lernen effektiver und nachhaltiger wird. Die Einbindung in solche Gemeinschaften schafft darüber hinaus eine unterstützende Umgebung, die zur Motivation und zum langfristigen Erfolg des Lernprozesses beiträgt.
VR/AR im Lernprozess
Virtuelle Realität (VR) und Augmented Reality (AR) haben ebenfalls Einzug ins Lernen gehalten. Diese Technologien ermöglichen es, Dinge zu erleben, die sonst schwer zugänglich wären - etwa virtuelle Museumsbesuche oder die Simulation von historischen Ereignissen. Ein konkretes Beispiel ist die VR-Anwendung „Google Expeditions“, mit der Lernende virtuelle Exkursionen in verschiedene Länder, ins Weltall oder sogar in den menschlichen Körper unternehmen können. Dies verändert vor allem das Lernen von komplexen, abstrakten Inhalten und macht es anschaulicher und interaktiver.
Diese Entwicklungen zeigen, dass Lernen heute weit über klassische Möglichkeiten und Lehrmethoden, wie wir sie aus der jüngsten Vergangenheit kennen, hinausgeht und an Vielseitigkeit gewonnen hat. Der Zugang zu Wissen ist flexibler, individueller und oft auch unterhaltsamer geworden, was besonders für Jugendliche und Erwachsene von großer Bedeutung ist.
Ausblick
Die nächsten Jahre werden mit Sicherheit eine weitere Integration von Technologie in den Bildungsbereich mit sich bringen, etwa durch den verstärkten Einsatz von Virtual Reality, künstlicher Intelligenz und adaptiven Lernplattformen. Auch wird die Bedeutung von lebenslangem Lernen weiterwachsen, da der Wandel in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft immer schneller voranschreitet. Der Fokus wird darauf liegen, das Lernen noch stärker zu personalisieren und zu flexibilisieren, damit Menschen unabhängig von ihren Ausgangslagen, ihrem Lebensalter und ihren individuellen Bedürfnissen und Verpflichtungen stets die Möglichkeit haben, sich weiterzubilden und neue Kenntnisse und Kompetenzen zu erwerben.
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