Psychische Gesundheit

Lehrlinge unterstützen

Prävention für eine starke Zukunft

Autorin & Autor: Renate Fanninger, Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2025

Psychische Gesundheit ist ein Thema, das immer mehr in den Fokus rückt – und das aus gutem Grund. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten Depressionen bis 2030 zur häufigsten Ursache für krankheitsbedingte Ausfälle weltweit werden. Für Lehrlinge, die sich in einer Lebensphase voller Veränderungen und Herausforderungen befinden, ist die psychische Belastung oft besonders hoch.

 

Der Einstieg ins Berufsleben bringt nicht nur fachliche Anforderungen mit sich, sondern auch die Notwendigkeit, sich in einem neuen sozialen und beruflichen Umfeld zurechtzufinden. Dazu mischen sich Leistungsdruck, Unsicherheiten und die Bewältigung persönlicher Herausforderungen, die das Risiko für psychische Belastungen erhöhen können.

 

Die gezielte Förderung der mentalen Gesundheit bei Lehrlingen hat das Potenzial, nicht nur deren Wohlbefinden, sondern auch ihre langfristige berufliche und persönliche Entwicklung positiv zu beeinflussen. Durch präventive Maßnahmen, Resilienzförderung und die Schaffung eines unterstützenden Arbeitsumfelds können Lehrlinge gestärkt und nachhaltig unterstützt werden.

 

Förderung der psychischen Gesundheit bei Lehrlingen: Effektive Ansätze für den Ausbildungsalltag

 

Die psychische Gesundheit junger Menschen ist ein essenzieller Bestandteil eines erfolgreichen Ausbildungsalltags. Lehrlinge stehen häufig unter starkem Druck – sei es durch schulische Anforderungen, die Integration in ein neues Arbeitsumfeld oder persönliche Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, die ihre mentale Gesundheit stärken und ihnen helfen, Belastungen besser zu bewältigen.

 

1. Warum die Förderung psychischer Gesundheit bei Lehrlingen so wichtig ist

 

Studien zeigen, dass etwa 50 % aller psychischen Erkrankungen vor dem 25. Lebensjahr beginnen. Lehrlinge befinden sich also in einer besonders vulnerablen Lebensphase. Stressfaktoren wie Zeitdruck, hohe Erwartungen und die Unsicherheit, sich in einem neuen Umfeld zu beweisen, können dazu führen, dass psychische Belastungen unentdeckt bleiben und langfristig gesundheitliche Folgen haben. Arbeitgeberinne und Arbeitgeber, die hier frühzeitig ansetzen, tragen nicht nur zur Gesundheit ihrer Mitarbeitenden bei, sondern profitieren auch von motivierten und leistungsfähigen Teams.

 

2. Anzeichen psychischer Belastung frühzeitig erkennen

 

Eine Schlüsselrolle spielt das frühzeitige Erkennen von Belastungsanzeichen. Dazu gehören:

  • Rückzug von Familie, Kolleginnen und Kollegen oder Freundinnen und Freunden
  • Leistungseinbrüche oder mangelnde Konzentration
  • Erhöhte Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen
  • Häufige Fehlzeiten

Vorgesetzte und Ausbildende müssen dafür sensibilisiert werden, solche Signale wahrzunehmen, ohne vorschnell zu urteilen. Ein offenes und unterstützendes Ausbildungs- und Arbeitsklima fördert die Bereitschaft, Probleme anzusprechen.

 

3. Präventive Maßnahmen im Ausbildungsalltag

 

Die beste Unterstützung beginnt, bevor Probleme entstehen. Prävention kann in verschiedenen Formen umgesetzt werden:

  • Workshops und Trainings: Angebote zu Stressbewältigung, Zeitmanagement und Resilienz stärken die persönliche Kompetenz der Lehrlinge.
  • Mentoring-Programme: Erfahrene Mitarbeitende können als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner fungieren und den Lehrlingen Orientierung bieten.
  • Gesunde Arbeitsstrukturen: Regelmäßige Pausen, klare Aufgabenverteilungen und ein realistisches Arbeitspensum reduzieren Stress und Überforderung.
  • Flexible Arbeitsmodelle: Wo möglich, sollten auch Lehrlinge von flexiblen Arbeitszeiten oder Homeoffice-Optionen profitieren.

4. Psychologische Sicherheit schaffen

 

Ein zentraler Faktor ist die psychologische Sicherheit im Unternehmen. Das bedeutet, dass Lehrlinge sich trauen, Fragen zu stellen, Fehler einzugestehen und Probleme anzusprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Das kann bspw. durch folgende Maßnahmen gefördert werden:

 

  • Offene Kommunikation: Regelmäßige Feedback-Gespräche und die Einladung, Meinungen zu äußern, stärken das Vertrauen.
  • Respektvolle Unternehmenskultur: Ein wertschätzender Umgang auf allen Hierarchieebenen ist unerlässlich.
  • Anonyme Unterstützungsangebote: Niedrigschwellige Möglichkeiten, wie der Zugang zu einem betrieblichen Gesundheitsmanagement oder anonymen Beratungsstellen, erhöhen die Akzeptanz, sich Hilfe zu suchen.

5. Gezielte Unterstützung bei akuten Problemen

 

Wenn psychische Belastungen bereits spürbar sind, ist es entscheidend, schnell und effektiv zu handeln. Folgende Schritte können helfen:

  • Individuelle Gespräche: Ausbildende oder HR-Expertinnen und Experten können Lehrlingen in einem vertraulichen Rahmen Unterstützung anbieten.
  • Externe Hilfsangebote: Kooperationen mit psychologischen Beratungsstellen oder Psychologinnen und Psychologen ermöglichen schnelle und professionelle Hilfe.
  • Flexibilität in der Arbeitsgestaltung: Kurzfristige Anpassungen im Arbeitsalltag, wie eine Reduktion der Arbeitszeit oder die Verlagerung von Aufgaben, können Betroffenen Raum zur Erholung bieten.

6. Langfristige Vorteile für Unternehmen und Lehrlinge

 

Die Förderung der psychischen Gesundheit zahlt sich aus – für alle Beteiligten. Lehrlinge, die sich in ihrem Arbeitsumfeld angenommen und unterstützt fühlen, entwickeln eine stärkere Bindung zum Unternehmen und sind motivierter, langfristig mitzuwirken. Unternehmen wiederum profitieren von niedrigeren Fehlzeiten, besserer Arbeitsqualität und einem positiven Image als attraktiver Arbeitgeber.

 

Zusammenfassung

 

Die rechtzeitige Förderung der psychischen Gesundheit bei Lehrlingen ist nicht nur eine soziale Verantwortung, sondern auch eine Investition in die Zukunft. Durch präventive Maßnahmen, offene Kommunikation und gezielte Unterstützung kann ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem junge Menschen ihr Potenzial entfalten und sich persönlich sowie beruflich weiterentwickeln können. Der Fokus auf die mentale Gesundheit ist dabei kein „Nice-to-have“, sondern ein Muss für eine erfolgreiche und nachhaltige Ausbildungskultur.

 

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