
Geschäftsmodell & Geschäftsfeld
Ein harmonisches Zusammenspiel
Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2025
Eine erfolgreiche Selbstständigkeit im Bildungssektor (In- wie Outdoor) basiert auf der ausgewogenen Harmonie zwischen dem, was angeboten wird (Geschäftsfeld), und der Art, wie es anboten wird(Geschäftsmodell). Diese beiden Elemente sind untrennbar miteinander verbunden und entscheiden maßgeblich über den nachhaltigen Erfolg des Projekts bzw. Bildungsvorhabens.
Eine brillante Idee im falschen Geschäftsmodell oder ein innovatives Modell im unpassenden Geschäftsfeld wird sein Potenzial nicht entfalten können. Primär ist es die strategische Ausrichtung dieser beiden Säulen, die ein tragfähiges und wachstumsfähiges Bildungsunternehmen schafft.
Die Definition des Geschäftsfeldes: Zielgruppe und Nische
Das Geschäftsfeld legt den Grundstein für alle weiteren Entscheidungen. Es beantwortet im Grunde immer die gleiche Frage: "Wem helfe ich bei welchem Problem?". Das umfasst die genaue Definition der Zielgruppe (z.B. Studierende, Unternehmen, Kinder mit Lernschwächen etc.) und der spezifischen Nische (bspw. Prüfungsvorbereitung in Statistik, Führungskräftetraining für den IT-Sektor, Legasthenie-Coaching u. dgl.). Ein klar definiertes Geschäftsfeld ist entscheidend, da die Bedürfnisse, die Erreichbarkeit und die Zahlungsbereitschaft der Zielgruppe das Geschäftsmodell direkt beeinflussen. Ein Angebot für Unternehmen erfordert ein anderes Modell als Bildungsmaßnahmen für den freien Markt im Bereich gesundheitliche Prävention.
Die Auswahl des passenden Geschäftsmodells: Struktur und Angebot
Das Geschäftsmodell beschreibt die logische Funktionsweise eines Projekts bzw. Unternehmens und wie es Wert schafft, vermittelt und erfasst. Es gibt verschiedene Grundtypen, die auf das Geschäftsfeld abgestimmt sein müssen:
- Dienstleistungsmodell: Direkte Erbringung von Leistungen wie Bildung, Coaching, Training oder Förderung. Passt gut zu Nischen, die eine hohe persönliche Interaktion erfordern.
- Produktmodell: Verkauf von standardisierten Produkten wie Online-Kursen, Lehrmaterialien oder Büchern. Eignet sich für breit gefächerte Zielgruppen, bei denen Inhalte gut standardisiert werden können.
- Plattform-/Vermittlungsmodell: Zusammenführung von Anbietenden und Nachfragenden (z.B. eine Tutoren-Plattform). Ideal für große, fragmentierte Märkte.
Die Wahl des Modells muss zur Zielgruppe passen. Jemand der in Leitungsfunktion oder im Management tätig ist wird eher ein hochpreisiges Einzeltraining (Dienstleistung) buchen, während Auszubildende oder Mitarbeitende (auch von Ämtern vermittelte) eher günstigere Präsenz- und/oder Online-Live-Kurse (Produkt) bevorzugen.
Das Wertversprechen als Brücke
Das Wertversprechen ist das zentrale Bindeglied zwischen Geschäftsfeld und Geschäftsmodell. Es formuliert präzise den einzigartigen Nutzen, den die Zielgruppe aus dem Angebot ziehen kann. Das Geschäftsmodell ist quasi das Vehikel, das dieses Versprechen transportiert.
- Beispiel:
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- Geschäftsfeld: Erwachsenen die gerne in der Jugend- und Erwachsenenbildung arbeiten möchten.
- Wertversprechen: "Erwirb eine an der Praxis orientierte Ausbildung mit einem weithin anerkannten Abschluss."
- Passendes Geschäftsmodell: Ein zeitlich begrenzter, gutpreisiger Online-Live-Kurs (Produktmodell) mit hoher Individualisierung, der auf flexible Ergebnisse abzielt. Ein langfristiges Abo-Modell wäre hier nicht wirklich passend.
Die Wechselwirkung bei Preisstrategie und Umsatzströmen
Das Geschäftsfeld (wer ist die Kundschaft?) und das Geschäftsmodell (wie wird geliefert?) diktieren die möglichen Preisstrategien und Umsatzströme. Im B2B-Bereich (Geschäftsfeld: Unternehmen) sind höhere Preise und projektbasierte Abrechnungen (Modell: Dienstleistung) üblich. Im B2C-Bereich mit Selbstzahlenden (Geschäftsfeld: Privatpersonen) funktionieren Einmal- und Teilzahlungen, für Kurse (Modell: Produkt/Plattform) besser. Die Preisgestaltung muss sowohl den wahrgenommenen Wert für die Zielgruppe widerspiegeln als auch die Kostenstruktur des gewählten Geschäftsmodells decken.
Skalierbarkeit und Wachstumspotenzial
Die Passung von Geschäftsfeld und Geschäftsmodell bestimmt maßgeblich die Skalierbarkeit, also die Möglichkeit, zu wachsen, ohne dass die Kosten im gleichen Maße steigen.
- Ein Geschäftsmodell als Einzelunternehmerin bzw. Einzelunternehmer im Bildungsbereich (Dienstleistung) in einer sehr kleinen Nische (Geschäftsfeld) ist nur begrenzt skalierbar, da die eigene Zeit der zentrale limitierende Faktor ist.
- E Ein Beispiel aus der Bildungsarbeit: Eine Online-Plattform für Lehrkräfte, die digitale Unterrichtsmaterialien oder interaktive Lernmodule anbietet (Produkt), ist ebenfalls stark skalierbar.
Wer also Wachstum und Expansion anstrebt, muss ein Geschäftsfeld mit großem Marktpotenzial wählen und dieses mit einem skalierbaren Modell verbinden, etwa durch den Vertrieb digitaler Bildungsprodukte oder den Aufbau einer digitalen Lernplattform.
Zusammenfassung
Für eine erfolgreiche Selbstständigkeit im Bildungsbereich ist die Symbiose aus Geschäftsfeld und Geschäftsmodell unerlässlich. Das Geschäftsfeld identifiziert die Kundschaften und ihre Probleme. Das Geschäftsmodell liefert die strukturierte Lösung dafür. Nur wenn das Modell exakt auf die Bedürfnisse, die Erwartungen und die finanziellen Möglichkeiten der Zielgruppe im gewählten Feld zugeschnitten ist, können Wertversprechen effektiv eingelöst, Umsätze nachhaltig generiert und Wachstumspotenziale realisiert werden.
5 Denkanstöße vor dem Start
Zum Abschluss fünf konkrete Praxistipps, die Ihnen helfen, Ihre Geschäftsidee im Bildungsbereich kritisch zu hinterfragen und auf ein solides Fundament zu stellen.
- Der "Spitz-statt-Breit"-Check: Fragen Sie sich: Für wen bin ich NICHT da? Eine klare Abgrenzung Ihres Geschäftsfeldes ist oft wichtiger als eine breite Definition. Anstatt "Seminare für alle" anzubieten, ist "Intensive Prüfungsvorbereitung für Lehrlinge im ersten Lehrjahr" viel greifbarer. Eine spitze Positionierung macht Sie zum gefragten Expertinnen und Experten und Ihr Marketing um ein Vielfaches einfacher.
- Die "Zeit-gegen-Geld"-Falle: Analysieren Sie Ihr geplantes Geschäftsmodell: Ist mein Einkommen direkt an meine Arbeitszeit gekoppelt? Reine Dienstleistungsmodelle (z. B. 1-zu-1-Bildung) sind schwer skalierbar. Denken Sie von Anfang an darüber nach, wie und ob überhaupt Sie Ihr Wissen in Produkte (Online-Kurse, E-Books, Vorlagen etc.) umwandeln können, um Ihr Einkommen von Ihrer reinen Anwesenheit zu entkoppeln.
- Der "Problem-Löser"-Test: Formulieren Sie das Problem Ihrer Zielgruppe so schmerzhaft wie möglich. Welches drängende, kostspielige oder extrem nervige Problem löse ich wirklich? Menschen zahlen nicht für "nette" Informationen, sondern für konkrete Lösungen. Ein Angebot, das verspricht, "die Verkaufskommunikation durch individuelle Betreuung um ein Vielfaches zu verbessern", ist überzeugender als ein allgemeiner "Verkaufstrainingsseminar".
- Die "Zahlungsbereitschafts-Realität": Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Hat meine ideale Zielgruppe das Geld UND die Bereitschaft, für meine Lösung zu zahlen? Mögliche Kundschaften haben oft ein aus unterschiedlichen Gründen eingeschränktes Budget, auch wenn der Bedarf groß ist. Im Unterschied dazu haben Unternehmen hingegen in der Regel feste Budgets für Aus-, Fort- und Weiterbildung. Ihr Geschäftsfeld bestimmt maßgeblich die Preisspanne, in der Sie sich bewegen können.
- Der "Leidenschafts-Motor": Stellen Sie sich vor, Sie müssten fünf Jahre lang jeden Tag über Ihr Thema sprechen, lesen und Inhalte erstellen. Begeistert Sie diese Vorstellung noch immer? Selbstständigkeit ist ein Marathon, kein Sprint. Ohne eine tiefe, intrinsische Motivation für Ihr gewähltes Geschäftsfeld wird es schwer, die unvermeidlichen Hürden und Herausforderungen zu meistern.
Wenn Interesse und Bedarf bestehen, unterstützen wir dich zu diesem Thema gerne auch in unseren Bildungsangeboten. Reden wir darüber! Unsere aktuellen Bildungsangebote:
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- Soft Skill Trainer:in
- Outdoorpädagogik
- Bildungsbike-Trainer:in
- Ausbildung Bildungsbiken
HINWEIS: Für die sprachliche Glättung und stilistische Vereinfachung dieses Beitrags wurden KI-basierte Tools (ChatGPT 5, Gemini 2.5 Pro, Copilot) unterstützend eingesetzt. Alle inhaltlichen Aussagen und Schlussfolgerungen wurden von Autor ausgewählt, geprüft und verantwortet. Die KI hatte keine Rolle bei der inhaltlichen Generierung oder Bewertung der Forschungslage.