Medienkompetenz

Querschnittaufgabe

Kritisch denken, verantwortlich handeln und digitale Räume gestalten

Medienkompetenz ist nicht verhandelbar! Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche verändert die Anforderungen an Bildung und insbesondere an die Jugend- und Erwachsenenbildung grundlegend. Medienkompetenz ist dabei nicht als technisches Nischenwissen zu verstehen, sondern als Basiskompetenz für die aktive Teilhabe an Gesellschaft, Arbeit und persönlicher Lebensgestaltung. 

 

Wer heute keine digitalen Informationen analysieren, einordnen und selbst erzeugen kann, riskiert den Ausschluss von gesellschaftlicher Kommunikation, beruflicher Entwicklung und demokratischer Mitgestaltung. Für die Ausbildung von Erwachsenenbildenden bedeutet das: Medienkompetenz ist kein Zusatzthema, sondern muss systematisch und didaktisch reflektiert in jedes Bildungsangebot integriert werden.

 

1. Medienkompetenz – mehrdimensional und veränderlich

 

Das von Dieter Baacke entwickelte Modell unterscheidet vier Dimensionen, die bis heute als Grundstruktur verwendet werden: Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung. Diese werden durch internationale Referenzrahmen wie DigComp 2.0 (EU - The Digital Competence Framework for Citizens) oder MIL (UNESCO - Media and Information Literacy) ergänzt, die etwa digitale Sicherheit, ethische Reflexion, Partizipation, interkulturelle Kommunikation und Problemlösekompetenz mitdenken. In der Praxis bedeutet das: Medienkompetenz umfasst nicht nur das „Wie“ der Nutzung, sondern auch das „Warum“, „Wozu“ und „Was dann?“.

 

2. Medienkritik: Reflexion, Bewertung, Verantwortung

 

In der Erwachsenenbildung muss Medienkritik vermitteln, wie Informationen entstehen, gefiltert werden und vor allem welche Interessen dahinterstehen. Ein Beispiel: In einem Workshop zum Thema „Fake News“ analysieren Lernende die visuelle und sprachliche Gestaltung von Beiträgen auf sozialen Medien. Sie lernen, zwischen Satire, Meinung und absichtlicher Desinformation zu unterscheiden, und üben „laterales Lesen“, also den Quellenvergleich außerhalb der ursprünglichen Plattform.

 

Besonderes Gewicht liegt dabei auf ethischer Reflexion: Welche Verantwortung trägt man beim Teilen von Inhalten? Wie geht man mit Hassrede in Kommentarspalten um? Das verlangt, dass Lehrende nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Raum für kontroverse Diskussionen schaffen und zur Selbstreflexion anleiten müssen.

 

3. Medienkunde: Verstehen, wie Systeme funktionieren

 

Lernende benötigen grundlegende Kenntnisse über Medienstrukturen, Geschäftsmodelle und die Logiken digitaler Plattformen. Dabei geht es weniger um Medientheorie als um die Beantwortung alltäglich relevanter und praktischer Fragen: Wie verdient eine Plattform Geld? Wie beeinflussen Algorithmen das, was ausgespielt und angezeigt wird? Warum sehen zwei Personen bei derselben Suche unterschiedliche Ergebnisse?

 

In einer Train-the-Trainer-Ausbildung bedeutet das konkret: Künftige Jugend- und Erwachsenenbildende müssen nicht nur erklären können, wie Inhalte im Netz zustande kommen, sondern auch, wie diese technisch und ökonomisch gesteuert werden, etwa durch Datenerhebung oder/und personalisierte Werbung.

 

4. Mediennutzung: Zwischen Konsum und Partizipation

 

Die Nutzung digitaler Medien ist längst nicht mehr passiv. Jugendliche und Erwachsene bestellen online, organisieren Bankgeschäfte, pflegen soziale Kontakte oder arbeiten kollaborativ über digitale Plattformen. Und dabei bewegen sie sich gleichzeitig in permanent geöffneten Informationsräumen, die eigenständige Orientierung und Selbststeuerung verlangen.

 

Daher ist es wichtig, dass zukünftige Lehrende angehalten werden, bspw. die eigene Mediennutzung über eine Woche hinweg zu analysieren. Dabei halten sie fest, welche Plattformen und Apps sie wie oft nutzen, welchen Informationswert diese bieten und wie sie sich dabei fühlen. Anschließend braucht es eine kritische Reflexion, welche Inhalte nützlich und richtig waren und welche eher belastend oder ablenkend. Solche begleitenden Aufgaben unterstützen die Selbstregulation und kritisches Medienhandeln.

 

5. Mediengestaltung: Eigene Inhalte – eigene Stimme

 

Jugendliche und Erwachsene müssen ermutigt werden, eigene Inhalte zu erstellen, etwa Präsentationen, Videos, Podcasts oder Beiträge in Lernforen. Das fördert nicht nur technische Kompetenzen, sondern gleichzeitig auch Ausdrucksfähigkeit, Selbstwirksamkeit und im weitesten Sinne gesellschaftliches Engagement. Im Kontext der Train-the-Trainer-Ausbildung heißt das: Methoden zur kollaborativen Mediengestaltung gehören zum didaktischen Repertoire.

 

Ein Beispiel: In einem Projektseminar entwickeln Teilnehmende gemeinsam ein Informationsvideo über Datenschutz für andere Erwachsene. Sie recherchieren Inhalte, formulieren Texte, gestalten Infografiken und produzieren und präsentieren das Video selbstständig. Die gestalterische Arbeit ist dabei nicht Mittel zum Zweck, sondern Lernprozess: Durch die eigene Medienproduktion werden die Strukturen professioneller Medienprodukte sichtbar und deutlich und dadurch kritisch durchschaubar.

 

6. Digitale Sicherheit und Datenschutz: Technik und Haltung

 

Digitale Sicherheit ist auf keinen Fall ein rein technisches Thema, sondern verlangt ein Bewusstsein für Risiken und Kompetenzen im Umgang mit potenziellen Bedrohungen. Dazu gehören Passwortstrategien, das Erkennen manipulativer E-Mails, aber auch das kritische Hinterfragen der eigenen Datenweitergabe.

 

Für Jugendliche und Erwachsene ist besonders wichtig: Datenschutz ist kein abstraktes Ideal, sondern betrifft den Alltag, vom Smartphone bis zur Online-Bewerbung. Im Lehrgang können reale Fälle diskutiert werden: Was passiert, wenn ein öffentlich geteiltes Bild gegen den eigenen Willen verwendet wird? Wie erkennt man betrügerische Nachrichten? Wie verwaltet man sinnvoll und sicher Zugriffsrechte in sozialen Netzwerken?

 

7. Kollaboration und Kommunikation in digitalen Räumen

Digitale Kommunikation ist heute überall: Messenger, Videokonferenzen, Foren, Apps und Kommentarbereiche. Hier reicht die technische Beherrschung nicht. Es geht damit verbunden immer auch um respektvolle Sprache, um klare Regeln der Interaktion (Netiquette), um eine höfliche und respektvolle Feedbackkultur wie auch um den Umgang mit Kritik und Konflikten.

 

In der Train-the-Trainer-Ausbildung zum Thema digitale Kommunikation gestalten Lernende bspw. ein fiktives Konfliktgespräch per Messenger. Ziel ist es, mit konstruktiven Formulierungen zu arbeiten und die Wirkung nonverbaler Elemente (Emojis, Auslassungspunkte, Großschreibung) kritisch zu reflektieren.

 

8. Problemlösungskompetenz: Lernen, sich selbst zu helfen

 

Die Fertigkeit und Kompetenz, selbstständig digitale Herausforderungen zu lösen, sind zentral für alles, was mit Medienkompetenz zusammenhängt. Das beginnt bei der Suche nach Anleitungen („Wie aktualisiere ich mein Betriebssystem?“) und reicht bis hin zur Nutzung von Anleitungen und/oder Tutorials zur Selbstqualifizierung.

 

Im Kontext der Jugend- und Erwachsenenbildung heißt das: Lernende müssen (im geschützten Raum) Fehler machen dürfen, technische Probleme erleben und daraus lernen. Lehrende begleiten nicht nur beim Erklären, sondern auch beim „Zutrauen und praktischen Erproben“. Das stärkt die Unabhängigkeit und Selbstwirksamkeit.

 

Ausblick

Fest steht, dass Medienkompetenz in Zukunft nicht an Relevanz verlieren wird. Ganz im Gegenteil, Künstliche Intelligenz, Deepfakes und immersive digitale Räume verändern die Ausgangslagen und Anforderungen stetig. Jugend- und Erwachsenenbildung muss sich diesen Veränderungen stellen, sich anpassen und Lernenden Wege eröffnen, auch unter komplexen Bedingungen kritisch, selbstständig und sicher zu handeln. Medienkompetenz ist nicht etwas, das man einmal erlernt und dann abgeschlossen ist, sondern ein lebenslanger Lern- und Entwicklungsprozess, der durch kontinuierliche Analyse, Reflexion, Erfahrung und Haltung geprägt ist. Die Entwicklung von Angeboten, die praktische Relevanz mit systematisch-kritischem Denken verbinden, gehört zu den wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre, gerade für Bildungsarbeitende, die Menschen auf diesem Weg professionell begleiten.

 

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