Teilhaben können

Digitale Kompetenz

Fundament zeitgemäßer Bildungsarbeit

Digitale Technologien sind, wenn wir ehrlich sind, schon lange nicht mehr bloß Ergänzung, sondern ein zentrales Strukturprinzip gesellschaftlicher Wirklichkeit und Realität. Wer heute im Bildungsbereich tätig ist bzw. werden möchte, muss verstehen, wie digitale Systeme funktionieren, wie sie genutzt und kritisch reflektiert werden können und vor allem wie sich Lernprozesse unter diesen Bedingungen verschieben und verändern.

 

In der Jugend- und Erwachsenenbildung betrifft das sowohl die Lernenden als auch die Lehrenden. Warum? Digitale Kompetenzen sind kein isolierter Fachinhalt, sondern ein transversaler Bestandteil nahezu aller Lern- und Bildungsprozesse.

 

Die pädagogische Herausforderung besteht darin, das Fachwissen, die Fertigkeiten und Kompetenzen nicht als isolierte Einheiten (wie bspw. das Bedienen eines Programms) zu behandeln, sondern sie mit Haltung, Reflexion und vor allem eigenständiger Verstehens- und Handlungskompetenz zu verknüpfen. Das erfordert ein besonderes Verständnis dafür, dass Medien- und Digitalkompetenz weit über die Anwendung hinausgeht und dabei ethische Orientierung, kritisches Denken, Kreativität, Datenschutzbewusstsein und gesellschaftliche Teilhabe umfasst.

 

Systematische Zugänge: Modelle und Rahmen

 

Zur Beschreibung und Entwicklung digitaler Kompetenzen existieren bewährte Orientierungsrahmen. In der deutschen Medienpädagogik ist das Modell von Dieter Baacke immer noch zentral. Es unterscheidet vier Dimensionen: Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung. Auf europäischer Ebene ist das DigComp-Modell relevant, das digitale Kompetenzen in sechs Kernbereiche gliedert: Informationskompetenz, Kommunikation, Inhaltserstellung, Sicherheit, Problemlösung und Zugang. Ergänzt wird dieses Modell durch das UNESCO-MIL-Framework, das auch bürgerschaftliche und kulturelle Aspekte wie Staatsbürgerschaft und interkulturelle Kommunikation einbezieht.

 

In der Jugend- und Erwachsenenbildung bedeutet das, diese Modelle nicht nebeneinanderzustellen, sondern integrativ zu denken und zu nutzen. Bildungsangebote müssen alle Dimensionen einbeziehen, um medien- und digitalkompetente Lernende in der Fertigkeits- und Kompetenzentwicklung zu begleiten, unabhängig vom Alter und/oder Lernkontext.

 

Digitale Kompetenz in der Praxis – Anforderungen und Beispiele

 

Digitale Kompetenz bedeutet heute, Informationen kritisch zu bewerten, etwa Nachrichten auf sozialen Plattformen. D. h., Lernende müssen in der Lage sein, zwischen echten und manipulierten Inhalten zu unterscheiden, in den Grundzügen Algorithmen zu verstehen und vor allem die eigenen Mediengewohnheiten zu reflektieren. Das betrifft Jugendliche ebenso wie ältere Erwachsene.

Konkret bedeutet das, dass Lernende bspw. angeregt werden müssen, in der Ausbildung zum/zur Jugend- und Erwachsenenbildenden „digitale Informationskompetenz“ zu entwickeln, indem sie z. B. aktuelle Schlagzeilen analysieren, Quellen über mehrere Plattformen hinweg (laterales Lesen) prüfen und die Rolle von Algorithmen in ihrer eigenen Wahrnehmung besprechen und diskutieren. Bei solchen Aktivitäten werden sowohl technische Fertigkeiten als auch kritisches und faktenbasiertes Denken geschult.

 

Genauso zentral ist die aktive eigene Erstellung von Inhalten. Lernende, ob in Ausbildung, Weiterbildung oder im Alltag, müssen eigene Inhalte gestalten können, etwa Texte, Videos oder Präsentationen, und dabei rechtliche, gestalterische und vor allem immer auch ethisch-moralische Aspekte berücksichtigen. Diese Fertigkeit und Kompetenz stärken nicht nur technische Fertigkeiten und Verständnis, sondern auch die Ausdrucksfähigkeit und das Erleben von Selbstwirksamkeit.

 

In jedem Fall ist digitale Sicherheit ein unverzichtbares Thema. Der Schutz persönlicher Daten, der bewusste Umgang mit Passwörtern und das Erkennen manipulativer Informations- und Kommunikationsformen sind keine Sonder- oder Spezialthemen, sondern Grundkompetenzen für digitale Teilhabe. D. h., die Lernenden müssen damit konfrontiert werden, wie man bspw. Phishing-Mails erkennt oder wie datensparsam gesurft und gearbeitet und wie die Privatsphäre geschützt wird.

 

Herausforderungen: Zugang, Motivation, Barrieren

 

Trotz zahlreicher Programme zeigen Studien, dass viele Menschen in Österreich (und nicht nur hier) nur über geringe digitale Kompetenzen verfügen, insbesondere ältere Personen, Menschen mit niedriger formaler Bildung oder immer noch in digital strukturschwachen Regionen. Die Ursachen liegen nicht primär im Zugang zu Geräten oder Internet, sondern oft in psychologischen oder institutionellen Barrieren, konkret: mangelndes Vertrauen in die eigene Lern- und Anpassungsfähigkeit, Angst vor Technik, Stigmatisierung oder, und das ist entscheidend, fehlende passende Lern- und Ausbildungsformate.

 

Bildungsangebote müssen darauf mittels niedrigschwelliger Formate, zeitlich flexibler Strukturen, inklusiver Lernsettings und konkreter Alltags- und Anwendungsbezüge reagieren. Ein guter Ansatz ist das sogenannte Peer-to-Peer-Lernen, d. h., erfahrene Lernende unterstützen andere, etwa jüngere Erwachsene in eigens dafür entwickelten Bildungsformaten, oder technikaffine Seniorinnen und Senioren unterstützen den Nachwuchs in Generationenprojekten.

 

Zukunftskompetenz: Künstliche Intelligenz und immersive Medien

 

Digitale Kompetenz endet nicht bei der sachgerechten Bedienung von Programmen. Die rasche Entwicklung von KI-Systemen, personalisierter Informationstechnologie und immersiven Umgebungen wie Virtual Reality verändert die Anforderungen nochmals. Bildungsangebote müssen diese Entwicklungen nicht nur technisch, sondern auch reflexiv aufgreifen und mit den Lernenden betrachten und bearbeiten.

 

In der Jugend- und Erwachsenenbildung etwa muss das Verständnis von KI als Werkzeug zur Unterstützung eigener Lernprozesse zum Thema gemacht werden. Gleichzeitig müssen ethische und moralische Fragen, etwa in Hinblick auf Verzerrung durch KI oder zu Deepfakes, Teil des didaktischen Diskurses sein. Bei Jugendlichen kommt hinzu, dass der kritische Umgang mit KI-generierten Bildern, Musikstücken oder Texten bereits frühzeitig geübt werden kann, etwa durch den Vergleich echter und KI-erzeugter Inhalte in einem Medienprojekt.

 

Ausblick

 

Digitale Kompetenz ist kein abgrenz- und isolierbares Thema, sondern integraler Bestandteil zukunftsfähiger Bildung. In der Jugend- und Erwachsenenbildung darf sie nicht als „Zusatz- oder Ergänzungsmodul“ behandelt werden, sondern muss strukturell in alle Lernprozesse eingebunden sein, fachlich, didaktisch und methodisch. Für das Bildungspersonal bedeutet das, sich kontinuierlich aus-, fort- und weiterzubilden, eigene Medienpraktiken zu reflektieren und digitale Entwicklung nicht nur technisch, sondern auch pädagogisch zu entwickeln und zu begleiten. Die Gestaltung inklusiver, reflexiver und partizipativer Lernräume, die digitale Bildung nicht nur vermitteln, sondern erlebbar machen, ist dabei die zentrale Aufgabe für die kommenden Jahre.

 

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