Es rappelt in der Kiste

Gruppendynamische Spiele

Zwischen Chance und Risiko

Gruppendynamische Aufgaben, Spiele und Experimente sind immer noch (explizit wie implizit) in Outdoorseminaren und -trainings (und nicht nur dort) beliebte Methoden, um Lernprozesse anzustoßen und die Interaktion zu fordern und zu fördern. Aber Achtung, ihr Einsatz birgt spezifische Risiken und Gefahren, die eine sorgfältige Abwägung und professionelle Handhabung unerlässlich machen. Hier ein Gedankensplitter dazu, warum das so ist und warum bei der Anwendung dieser Methoden Um- und Vorsicht geboten sind.

 

Potenzielle Überforderung und Widerstand der Teilnehmenden

 

Der Einsatz gruppendynamischer Aufgaben und Übungen kann bei Teilnehmenden zu unterschiedlichen Reaktionen führen. Nicht jede und jeder ist gleichermaßen offen und bereit (auch aktuell-persönliche und/oder der eigenen Lebensgeschichte kommende Gründe spielen eine Rolle) für intensive Interaktionen oder das Offenlegen persönlicher Aspekte in einem Gruppensetting. Einzelne empfinden solche Aktivitäten möglicherweise als peinlich, manipulativ oder als unangemessenen Eingriff in ihre Privatsphäre. Das kann (neben anderen Reaktionen) direkten Widerstand hervorrufen, der sich in Passivität, Ablehnung oder sogar im demonstrativen Abbruch der Teilnahme äußert. Insbesondere wenn die Aufgaben, Übungen oder Reflexionen sensible Themen berühren oder eine hohe emotionale Beteiligung erfordern, können sie eine psychische Belastung und Überforderung darstellen. Die dabei entstehenden negativen Emotionen wie Angst, Scham oder Frustration können den eigentlichen Lernprozess erheblich behindern, anstatt ihn zu fördern.

 

Risiken durch Gruppenzwang statt Freiwilligkeit

 

Obwohl die Teilnahme an gruppendynamischen Aufgaben und Übungen oft als "freiwillig" deklariert werden, kann in der Praxis subtiler oder auch offener Gruppenzwang gegeben sein. Teilnehmende fühlen sich möglicherweise unter Druck gesetzt, mitzumachen, um nicht als Außenseiterin bzw. Außenseiter dazustehen, die Gruppendynamik nicht zu stören oder eine negative Beurteilung durch den Trainer und Trainerin oder die Gruppe zu riskieren. Dieser erzeugte Druck untergräbt das Prinzip der echten Freiwilligkeit und führt zu einer erzwungenen und in jedem Fall unauthentischen Beteiligung. Eine solche Teilnahme resultiert in der Regel in geringem bis gar keinem nachhaltigen Lernerfolg, da die innere Motivation und Offenheit fehlen.

 

Mangelnde Relevanz und Übertragbarkeit

 

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg gruppendynamischer Aufgaben, Übungen und Auseinandersetzungen ist ihre direkte Relevanz für die Lernziele und den beruflichen Kontext der Teilnehmenden. Wenn Aufgaben, Spiele, Übungen und Experimente nicht klar auf diese Aspekte zugeschnitten sind, können sie leicht als Zeitverschwendung wahrgenommen werden. Eine mangelnde Übertragbarkeit der im Spiel gewonnenen Erkenntnisse und im besten Fall Erfahrungen auf den tatsächlichen Arbeitsalltag führt dazu, dass die Tätigkeiten eher als reines "Spiel" abgetan werden. Infolgedessen verpufft ihr Potenzial für nachhaltige Wahrnehmungs-, Verstehens-, Perspektiven- und Verhaltensänderungen und die Entwicklung konkreter Kompetenzen.

 

Psychologische Risiken und Grenzüberschreitungen

 

Echte gruppendynamische Aufgaben und Übungen sind darauf ausgelegt, tiefgehende Emotionen anzusprechen und persönliche Grenzen auszuloten. Ohne eine professionelle und empathische Begleitung sowie die Kompetenz des Trainerinnen und Trainer, sensible Situationen präzise zu erkennen und angemessen zu reagieren, besteht ein erhebliches Risiko für nicht erwünschte und förderliche psychologische Belastungen der Teilnehmenden. Das kann von milden Schamgefühlen oder Unwohlsein über Angstzustände bis hin zu ernsthaften Traumatisierungen reichen, wenn persönliche Grenzen überschritten werden, die Intimsphäre verletzt wird oder der notwendige Schutzraum der Gruppe nicht gewährleistet ist. Die Verantwortung des Trainers und der Trainerin, solche Situationen zu managen und präventiv zu handeln, ist immens.

 

Unvorhersehbare Ergebnisse und Kontrollverlust

 

Die Dynamik einer Gruppe ist komplex und kann sich, unterstützt durch den Fous auf Gruppendynamik, unvorhersehbar entwickeln. Trainierende können zwar Rahmenbedingungen schaffen, die Reaktionen und Interaktionen der Teilnehmenden sind jedoch nicht immer vollständig kontrollierbar. Das birgt das Risiko, dass eine Aufgabe bzw. Übung nicht die gewünschten Ergebnisse liefert oder, noch gravierender, negative Dynamiken innerhalb der Gruppe verstärkt, anstatt sie zu beruhigen oder zu lösen. Beispielsweise können bestehende Konflikte verstärkt werden, eskalieren und/oder komplett neue entstehen. Erfahrene Trainierende müssen in der Lage sein, flexibel und situationsgerecht auf unerwartete Entwicklungen zu reagieren, gegebenenfalls auch eine Aufgabe oder Übung abzubrechen oder der Situation anzupassen.

 

Notwendigkeit einer umfassenden Nachbereitung und Reflexion

 

Der eigentliche Lernwert von gruppendynamischen Aufgaben, Übungen, Spielen und Experimenten liegt nicht allein in ihrer Durchführung, sondern maßgeblich in der begleitenden und anschließenden Besprechung, Reflexion und Diskussion. Ohne eine sorgfältige und strukturierte Nachbereitung, die den Teilnehmenden hilft, ihre Erfahrungen zu verorten, zu verarbeiten, tiefere Erkenntnisse zu gewinnen und diese auf ihren Alltag zu übertragen, verpufft der mögliche Effekt. Eine mangelhafte, fehlende und vor allem fachlich nicht korrekt durchgeführte Reflexion ist in der Praxis ein häufiger Fehler, der dazu führt, dass die Aufgaben und Übungen als reine Unterhaltungselemente ohne tieferen Sinn und ohne nachhaltigen Lerneffekt wahrgenommen werden.

 

Erforderliche Qualifikation der Trainerinnen und Trainer

 

Die Minimierung der genannten Risiken hängt entscheidend von der Qualifikation und Erfahrung der anleitenden und begleitenden Personen ab. Gruppendynamische Spiele, Aufgaben, Übungen und Experimente dürfen ausschließlich von professionell ausgebildeten Fachleuten eingesetzt werden, die über fundiertes Wissen in den Bereichen Gruppendynamik, Psychologie, Psychotherapie, Pädagogik und idealerweise auch in der Konfliktmoderation verfügen.

Unzureichend ausgebildete und geschulte Trainierende bergen zahlreiche Gefahren:

  • Potenzielle Risiken nicht erkennen oder falsch einschätzen: Ohne entsprechende Ausbildung und Sensibilität fehlt das Bewusstsein für die möglichen psychologischen Auswirkungen bestimmter Aufgaben und Übungen und deren Risikopotenzial für einzelne Teilnehmende.
  • Situationen nicht adäquat deeskalieren: Wenn Emotionen hochkochen, Konflikte entstehen oder Teilnehmende in eine Krise geraten, können unerfahrene Trainierende die Kontrolle über die Situation verlieren und diese verschlimmern, anstatt sie professionell zu managen.
  • Keine sichere und vertrauensvolle Atmosphäre: Ein geschützter Raum, in dem sich Teilnehmende sicher fühlen, ist essenziell für offenes Experimentieren und Lernen. Ein unsicherer oder unprofessioneller Umgang kann das Vertrauen der Gruppe massiv stören oder gar zerstören und die Lernbereitschaft hemmen.
  • Die Lernziele verfehlen: Ohne die Kompetenz, Aufgaben, Übungen, Reflexionen und Transferarbeit präzise zu steuern, die Dynamik zu interpretieren und die Ergebnisse effektiv nachzubereiten, bleiben die Lernziele unerfüllt. Die Angebote und Maßnahmen bleiben dann oberflächlich oder sind sogar kontraproduktiv.

In diesem Sinne 

 

Professionell ausgebildete Trainerinnen und Trainer verfügen zudem in der Regel über Inter- bzw. Supervisionen, kontinuierliche Weiterbildungen und eine gefestigte ethische Grundlage, die es ihnen ermöglicht, auch in schwierigen Situationen souverän zu agieren, das Wohlergehen der Teilnehmenden zu gewährleisten und die Integrität des Lernprozesses zu wahren. Sie sind in der Lage, präzise zu beurteilen, wann ein Eingreifen, eine Unterbrechung oder sogar ein Abbruch notwendig ist, um die Sicherheit und das positive Lernerlebnis der Gruppe zu gewährleisten.

 

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