Curriculum

Was ist das?

Und warum ist das bitte wichtig?

Wer etwas genauer hinschaut merkt, dass professionell gestaltete Bildungsangebote durch eine definierte Abfolge von Lehrveranstaltungen und Prüfungsformen strukturiert sind. Die konzeptionelle Grundlage, die festlegt, welche Inhalte in welcher Reihenfolge, mit welchen Methoden und zu welchen Zielen vermittelt und gelehrt werden, wird als Curriculum bezeichnet.

 

Es handelt sich dabei um ein zentrales Steuerungsinstrument, das aus einzelnen Lerneinheiten ein kohärentes und zielgerichtetes Bildungsprogramm formt.

 

Definition und Abgrenzung zu Lehrplänen

 

Im fachlichen Kontext ist immer zwischen dem Curriculum und dem Lehrplan (Syllabus: Register, Verzeichnis, Aufzählung, Auszug, Zusammenfassung) zu unterscheiden.

  • Der Lehrplan (Syllabus): Ein Lehrplan bezieht sich auf eine einzelne, abgegrenzte Lerneinheit, wie beispielsweise einen Kurs oder ein Modul. Er fungiert als operativer Plan, der die spezifischen Themen der Lerneinheit, die dazugehörige Literatur, die Prüfungsmodalitäten und den zeitlichen Ablauf detailliert auflistet.

  • Das Curriculum: Im Gegensatz dazu stellt das Curriculum das übergeordnete Gesamtkonzept eines vollständigen Bildungsgangs dar, zum Beispiel eines Train the Trainer: innen Lehrgangs. Es definiert das allgemeine Qualifikationsprofil der Absolventinnen und Absolventen, legt die zu erwerbenden Kenntnisse, Fertigkeiten und Kernkompetenzen fest und strukturiert den Aufbau des Programms aus verschiedenen Pflicht- und Wahlmodulen. Das Curriculum entwirft die gesamte Lernarchitektur, in der einzelne Lehrpläne als operative Bausteine fungieren.

Die Etymologie des Begriffs leitet sich vom lateinischen Wort currere („laufen“) ab und bezeichnet den Verlauf bzw. den Weg, den Lernende absolvieren, um ein definiertes Bildungsziel zu erreichen.

 

Die vier Komponenten eines Curriculums

 

Jedes systematisch entwickelte Curriculum basiert auf vier miteinander verbundenen Komponenten.

  1. Lernziele (Learning Objectives) Die Konzeption eines Curriculums beginnt mit der Definition von Lernzielen. Diese beschreiben präzise die Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen, über die Lernende nach erfolgreichem Abschluss des Programms verfügen müssen. In modernen Curricula werden diese Ziele häufig als Kompetenzen formuliert. Anstelle einer reinen Wissensabfrage („kennt die Theorie X“) wird eine Anwendungskompetenz formuliert („ist in der Lage, Theorie X zur Analyse eines Fallbeispiels anzuwenden“). Diese Ziele werden in der Regel nach Komplexität graduiert, von grundlegenden kognitiven Kompetenzen wie dem Wiedergeben von Wissen bis hin zu höheren Kompetenzen wie Analyse, Synthese und Evaluation.

  2. Inhalte (Content) Auf Basis der Lernziele werden die spezifischen Inhalte des Programms ausgewählt. Dieser Prozess umfasst die Bestimmung relevanter Theorien, Modelle, Fakten sowie Methoden, Techniken und Verfahren. Diese Auswahl orientiert sich an aktuellen wissenschaftlichen Standards wie auch an der gesellschaftlichen und berufspraktischen Relevanz der Themen. Ein wesentliches Merkmal ist die didaktische Sequenzierung der Inhalte, bei der auf grundlegenden Kenntnissen schrittweise aufgebaut wird, um immer komplexere Zusammenhänge zu erschließen.

  3. Lehrmethoden (Learning Methods) Die Wirksamkeit der Inhaltsvermittlung hängt maßgeblich von den gewählten Darbietungs- und Lehrmethoden ab. Das Curriculum legt den methodisch-didaktischen Rahmen fest, der auf die Lernziele und Inhalte abgestimmt ist. Anstelle einzelner Methoden wird in der Regel ein sinnvoller Methoden-Mix eingesetzt, um unterschiedliche Lernformen und -wege zu fördern. Dazu zählen unter anderem Vorlesungen, Seminare, projektbasiertes Lernen, Fallstudienanalysen, E-Learning-Live-Formate, Spiel- und Laborarbeit oder Simulationen.

  4. Bewertung (Assessment) Die vierte Komponente dient der Überprüfung des Lernerfolgs im Hinblick auf die definierten Lernziele. Die Überprüfungs- und Bewertungsmethoden müssen transparent, objektiv und valide sein, das heißt, sie müssen das messen, was sie zu messen beabsichtigen. Es wird zwischen zwei Hauptformen unterschieden: 

    1. Summative Bewertung: Diese Form dient der abschließenden Leistungsfeststellung am Ende einer Lerneinheit oder eines Programms (z.B. klassische Prüfungen oder schriftliche Abschlussarbeiten).

    2. Formative Bewertung: Diese Form begleitet den Lernprozess und liefert kontinuierliches Feedback zur Steuerung und Verbesserung (z.B. durch Arbeitsaufträge, Übungsaufgaben, Quizze, u.a.). Ein umfassendes Curriculum integriert in jedem Fall beide Bewertungsformen.

Drei Formen des Curriculums: Formal, Informell und Versteckt

 

Die Bildungswissenschaft unterscheidet drei Ebenen des Curriculums, die den Lernprozess beeinflussen.

  • Das formale Curriculum: Bezeichnet den offiziellen, schriftlich fixierten und öffentlich zugänglichen Bildungsplan einer Institution bzw. von Anbietenden. Es bildet die verbindliche Grundlage der Lehre.

  • Das informelle Curriculum: Dieses Curriculum umfasst geplante, aber außerhalb des Pflichtunterrichts stattfindende Lehr- und Lernangebote, die zusätzlich zum Kenntnisaufbau und zur Kompetenzentwicklung beitragen. Beispiele dafür sind Fachexkursionen, Gastvorträge, ergänzende Lese- und Hörbeiträge, die Teilnahme an Wettbewerben oder die Mitarbeit in Planungsgruppen.

  • Das versteckte (heimliche) Curriculum: Beschreibt die Vermittlung von ungeschriebenen Normen, Werten und Verhaltensregeln innerhalb einer Bildungsinstitution bzw. der Bildungsanbietenden. Diese impliziten Botschaften werden durch die institutionelle Kultur, die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden, die Bewertungskriterien (z.B. Betonung von Wettbewerb oder Kooperation) und die Gestaltung der Lernumgebung vermittelt. Wichtig: Das versteckte Curriculum kann die Sozialisation und die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden maßgeblich prägen.

Die Anwendungsbereiche des Curriculums 

 

Das Prinzip der curricularen Steuerung findet sich in allen Bildungssektoren.

  • Frühkindliche Bildung: Curricula fokussieren dort vornehmlich auf die Förderung sozialer, emotionaler und motorischer Basiskompetenzen durch spielerische Ansätze.

  • Primar- und Sekundarstufe: Nationale Bildungsstandards und darauf basierende Curricula gewährleisten eine vergleichbare Grundbildung und legen die Fundamente für weiterführende Bildungswege.

  • Hochschulbildung: Hochspezialisierte Curricula definieren akademische Studiengänge. Standardisierte Systeme wie das European Credit Transfer System (ECTS) ermöglichen die Quantifizierung und Anerkennung von Studienleistungen im internationalen Kontext.

  • Berufliche und betriebliche Weiterbildung: Curricula werden in diesem Bereich gezielt entwickelt, um Auszubildende, Fach- und Führungskräfte für spezifische Anforderungen des Arbeitsmarktes zu qualifizieren (Upskilling und Reskilling). Upskilling bedeutet, bestehende Kenntnisse und Kompetenzen zu erweitern und weiter zu vertiefen, um den Anforderungen der aktuellen Position besser gerecht zu werden oder sich auf zukünftige Entwicklungen vorzubereiten. Reskilling hingegen bezeichnet das Erlernen neuer, grundlegend anderer Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen, um bspw. eine neue Position oder sogar einen neuen Berufsweg einzuschlagen. 

Resümee 

 

Insgesamt bedeutet das, dass das Curriculum ein zentrales Steuerungsinstrument im Bildungswesen darstellt. Mittels der systematische Definition und Verknüpfung von Lernzielen, Inhalten, Methoden, Verfahren und Techniken sowie Bewertungsformen schafft es einen kohärenten und transparenten Rahmen für Lernprozesse. Die Unterscheidung zwischen formalen, informellen und versteckten Curricula weist darauf hin, dass Bildung sowohl durch explizite Pläne als auch durch implizite institutionelle und personale Faktoren geformt wird. Die Anwendung in allen Bildungsbereichen unterstreicht die fundamentale Bedeutung des Curriculums für die Qualität und Struktur von professionellen Bildungsangeboten.

 

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