Soft-Skill-Bildung

Was geht in der Pädagogik

Eine rechtliche und inhaltliche Abgrenzung für pädagogische Fachkräfte

Die Erwachsenenbildung ist ein breitgefächertes und dynamisches Feld, in dem pädagogische Fachkräfte vermehrt Methoden wie Coaching im Zusammenhang mit dem Training von Soft-Skills einsetzen, um Lernende bestmöglich zu fördern. Aber Achtung, welche Tätigkeiten sind im rechtlichen Rahmen in Österreich zulässig?

 

Die Antwort liegt in einer differenzierten Betrachtung der jeweiligen Formate und der klaren Abgrenzung zu reglementierten Berufen. Insbesondere die Unterscheidung zwischen individueller Prozessbegleitung (Coaching) und gruppenbasierter Wissensvermittlung (Seminar-, Trainings- und Workshoparbeit) ist dabei von zentraler Bedeutung und hat weitreichende Konsequenzen für die berufliche Praxis.

 

Die rechtliche Ausgangslage: Ungeschützte Titel vs. reglementierte Gewerbe

Ein grundlegendes Verständnis der österreichischen Gesetzeslage ist auch im Bildungsbereich unerlässlich. Weder die Berufsbezeichnung „Coach bzw. Coachin“ noch „Trainer respektive Trainerin“ sind gesetzlich geschützt. Das suggeriert so etwas wie eine große Freiheit in der Ausübung, doch der Schein trügt. Sobald eine dieser Tätigkeiten selbstständig und gegen Entgelt angeboten wird, greift die österreichische Gewerbeordnung (GewO). Hier wird zwischen freien und reglementierten Gewerben unterschieden.

 

Die entscheidende Frage lautet daher nicht, wie sich eine Person nennt, sondern welche Inhalte in der Praxis vermittelt und wie be- und verarbeitet werden. Viele Themen, die im Kontext der Persönlichkeitsentwicklung, der Stressbewältigung oder der beruflichen Neuorientierung angesiedelt sind, fallen bspw. in den Bereich der Lebens- und Sozialberatung. Das ist ein klar reglementiertes Gewerbe, dessen Ausübung eine spezifische, mehrsemestrige Ausbildung, eine festgelegte Anzahl an Praxisstunden und eine Gewerbeberechtigung voraussetzt. Das zentrale Ziel dieser Regelung ist der Schutz von Klientinnen und Klienten in vulnerablen Lebenssituationen und -phasen.

 

Eine weitere relevante Abgrenzung besteht zur Unternehmensberatung, die ebenfalls reglementiert ist. Diese umfasst die Beratung von Unternehmen in strategischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Fragen.

 

Für pädagogische Fachkräfte ergibt sich daraus das Coaching-Methoden im pädagogischen Alltag, etwa im Rahmen einer selbstständigen Bildungsarbeit oder eines Anstellungsverhältnisses in einer Bildungseinrichtung, zur Lernbegleitung eingesetzt werden können. Sobald jedoch Coaching als eigenständige und kommerzielle Dienstleistung angeboten wird, muss im Detail geprüft werden, ob die Inhalte nicht den Vorbehaltsbereich der LSB oder anderer reglementierter Gewerbe berühren.

 

Das Spektrum des Coachings in der Erwachsenenbildung

Allgemein definiert sich Coaching als eine prozessorientierte Begleitung, die auf die Aktivierung von Ressourcen und die „Hilfe zur Selbsthilfe“ abzielt. Die coachenden Personen sind dabei nicht die Expertinnen und Experten, die  Lösungen vorgeben, sondern Begleitende, die durch gezielte Fragen und Methoden die Klientel dabei unterstützen, eigene Antworten und Handlungsstrategien zu entwickeln.

 

Innerhalb des pädagogischen Kontexts können Fachkräfte dieses Instrumentarium nutzen, um Erwachsene in vielfältigen Bereichen zu unterstützen: z. B.

  • Lerncoaching: Hier liegt der Fokus auf der Optimierung der Lernprozesse. Themen sind bspw. die Entwicklung effektiver Lernstrategien, die Überwindung von Vorbereitungs- und Prüfungsängsten oder Lernblockaden sowie die Stärkung der intrinsischen Motivation.
  • Kompetenzentwicklung: Ein Coaching in diesem Bereich zielt auf die Förderung überfachlicher Kompetenzen (Soft-Skills) ab. Dabei kann es darum gehen, das eigene Kommunikationsverhalten zu reflektieren, Führungsqualitäten zu entwickeln oder das Selbstmanagement zu verbessern.
  • Berufliche Orientierung: Pädagogische Fachkräfte können Erwachsene aber auch dabei begleiten, berufliche Ziele zu klären, Bewerbungsstrategien zu entwickeln oder den nächsten Karriereschritt zu planen.

Die kritische Grenze ist immer die psychische Gesundheit des Gegenübers. Coaching richtet sich ausschließlich an gesunde Menschen zur Förderung ihrer Entwicklungspotenziale. Sobald Anzeichen für eine psychische Beeinträchtigung oder sogar Erkrankung wie eine Depression, Angststörung oder ein Erschöpfungs-Syndrom erkennbar sind, besteht für die coachende Person eine besondere Sorgfaltspflicht, die gebietet, den Coaching-Prozess zu beenden und der Klientel dringend die Konsultation einer Psychotherapeutin, einer klinischen Psychologin oder eines Arztes nahezulegen. Jede Form der Diagnose, Behandlung oder Heilung psychischer Leidenszustände ist gesetzlich ausschließlich diesen Berufsgruppen vorbehalten und ein Überschreiten dieser Grenze zieht schwerwiegende rechtliche Konsequenzen nach sich.

 

Soft-Skill Seminare: Der Primat der Wissensvermittlung

Im Gegensatz zum individuellen Coaching ist das Abhalten von Soft -Skill Seminaren, -Trainings- und -Workshops rechtlich deutlich einfacher zu handhaben. Der Grund liegt in der Einordnung dieser Tätigkeit als Unterricht. Die Vermittlung von Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen in Form von Seminaren, Trainings-, Workshops oder Vorträgen ist in Österreich von der Gewerbeordnung ausgenommen und erfordert somit in der Regel keinen Gewerbeschein. Personen, die diese Tätigkeit selbstständig ausüben, gelten als „Neue Selbstständige“.

 

Der Fokus solcher Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote liegt klar auf der strukturierten Wissensvermittlung an eine Gruppe. Die trainierenden Personen agieren hier als Fachexpertinnen und Fachexperten, die den Teilnehmenden Modelle, Theorien und praktisch anwendbare Konzepte, Verfahren und Techniken näherbringen. Der Ablauf folgt einem didaktisch aufbereiteten Lehrplan mit klar definierten Lernzielen. Typische und zulässige Inhalte für Soft-Skill-Bildungsangebote können sein:

 

Kommunikation und Interaktion

  • Verhandlungstechniken: Vermittlung von Strategien wie dem Harvard-Konzept, um Win-Win-Situationen zu schaffen.
  • Argumentationstraining: Aufbau überzeugender Argumentationsketten und souveräner Umgang mit Gegenargumenten.
  • Professionelles Feedback geben und nehmen: Lehren von Feedback-Regeln (z.B. Ich-Botschaften, WARN-Modell [Akronym für Wahrnehmung-Auswirkung-Reflexion-Nutzen bzw. neuer Vorschlag]), um konstruktive Rückmeldungen zu ermöglichen.
  • Small Talk & Networking: Training für den Aufbau und die Pflege beruflicher Kontakte in formellen und informellen Situationen.
  • Körpersprache und nonverbale Kommunikation: Analyse und bewusstes Einsetzen von Gestik, Mimik und Haltung zur Unterstützung der eigenen Botschaft.
  • Aktives Zuhören: Praktische Übungen zu Techniken des Paraphrasierens und Zusammenfassens zur Verbesserung des Verständnisses.

Selbstkompetenz und Arbeitsorganisation

  • Resilienz Training: Vermittlung von Methoden zur Stärkung der inneren Widerstandskraft (z.B. Akzeptanz, Optimismus, Lösungsorientierung).
  • Entscheidungsfindung: Vorstellung von Modellen und Kreativitätstechniken (z.B. Entscheidungsmatrix, 6-Hüte-Methode), um zu fundierten Entschlüssen zu gelangen.
  • Zeit- und Energiemanagement: Techniken wie die Pomodoro-Technik, das Eisenhower-Prinzip oder Timeboxing zur Steigerung der Produktivität.
  • Umgang mit Veränderungen (Change-Management): Vermittlung von Phasenmodellen des Wandels, um persönliche und organisationale Veränderungsprozesse zu verstehen und zu gestalten.
  • Kritisches Denken und Problemlösung: Training zur systematischen Analyse von Problemen und zur Entwicklung strukturierter Lösungsansätze.
  • Selbstmotivation und Zielsetzung: Methoden zur Formulierung von Zielen (z.B. SMART-Methode) und zur Aufrechterhaltung der eigenen Motivation.

Team- und Führungskompetenz

  • Moderation von Meetings und Workshops: Erlernen von Techniken zur effektiven Leitung von Gruppendiskussionen und zur Sicherstellung von Ergebnissen.
  • Laterale Führung (Führen ohne Vorgesetztenfunktion): Strategien, um Kolleginnen und Kollegen ohne disziplinarische Macht zu überzeugen und zu mobilisieren.
  • Mitarbeitergespräche führen: Strukturierter Aufbau und Durchführung von Zielvereinbarungs-, Feedback- und Kritikgesprächen.
  • Interkulturelle Kompetenz: Sensibilisierung für kulturelle Unterschiede in der Kommunikation und Zusammenarbeit in internationalen Teams.
  • Generationenmanagement: Vermittlung von Wissen über die unterschiedlichen Werte und Arbeitsweisen verschiedener Generationen (z.B. Babyboomer, Gen Z) im Unternehmen.
  • Delegieren von Aufgaben: Methoden zur effektiven und motivierenden Übergabe von Verantwortung und Aufgaben an Teammitglieder.

Aber auch hier gilt immer eine klare Abgrenzung: Die Bildungsmaßnahme darf nicht in eine Gruppentherapie oder eine intensive, auf einzelne Teilnehmende fokussierte Persönlichkeitsberatung übergehen. Der Rahmen muss stets der einer Bildungsveranstaltung bleiben, bei der die Vermittlung von generalisierbarem Wissen im Vordergrund steht.

 

Fazit für die Praxis

Die klare Unterscheidungen zwischen den Formaten sind für eine rechtssichere Praxis entscheidend. Während das Coaching auf eine individuelle, prozessoffene Begleitung zur Selbsthilfe abzielt und die coachenden Fachkräfte als neutrale Partnerinnen und Partner agieren, steht beim Soft-Skill-Seminar, -Training oder -Workshop die inhaltsorientierte Wissensvermittlung und der Aufbau damit verbundener Fertigkeiten und Kompetenzen in eine Gruppe Lernender im Zentrum. In diesem Fall sind die Fachkräfte Lehrende und Expertinnen und Experten. Diese Differenzierung spiegelt sich auch in der rechtlichen Einordnung wider: Coaching kann als Beratung gelten und somit ein reglementiertes Gewerbe darstellen, wohingegen das Seminar als Unterricht gewerbefrei bleibt.

 

Für Pädagoginnen und Pädagogen in der österreichischen Erwachsenenbildung eröffnet sich somit ein breites Betätigungsfeld. Coaching-Methoden sind ein wertvolles Werkzeug zur individuellen Lernbegleitung im Rahmen einer selbstständigen Bildungstätigkeit bzw. pädagogischen Anstellung. Der Schritt in die Selbstständigkeit als Coach bzw. Coachin erfordert jedoch eine sorgfältige Auseinandersetzung mit der Gewerbeordnung und den Inhalten der Lebens- und Sozialberatung.

 

In jedem Fall ist das Anbieten von Soft-Skill Seminaren rechtlich so lange unkompliziert, solange der Charakter der Wissens-, Fertigkeit- und Kompetenzvermittlung gewahrt bleibt. Der Schlüssel zum professionellen Handeln liegt in der bewussten Wahl des Formats und der konsequenten Einhaltung der inhaltlichen Grenzen zu Beratung und Therapie.

 

Wenn Interesse und Bedarf bestehen, unterstützen wir dich zu diesem Thema gerne auch in unseren Bildungsangeboten. Reden wir darüber! Unsere aktuellen Bildungsangebote:

HINWEIS: Für die sprachliche Glättung und stilistische Vereinfachung dieses Beitrags wurden KI-basierte Tools (ChatGPT 5, Gemini 2.5 Pro, Copilot) unterstützend eingesetzt. Alle inhaltlichen Aussagen und Schlussfolgerungen wurden von Autor ausgewählt, geprüft und verantwortet. Die KI hatte keine Rolle bei der inhaltlichen Generierung oder Bewertung der Forschungslage.


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