Kuratiertes Lernen

Auswählen und strukturieren

Inhalte gezielt bereitstellen

Autor Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2025

Die heutige Bildungslandschaft ist von einer unüberschaubaren Menge an ständiger Verfügbarkeit und niederschwelliger Zugänglichkeit von Informationen geprägt. Kuratierte Lerninhalte bieten in diesem Umfeld die für das Lernen so notwendige Orientierung und Struktur.

 

Besonders in der Jugend- und Erwachsenenbildung, sowohl im digitalen Raum als auch in Präsenzangeboten bzw. in der beruflichen Weiterbildung, stellt für Lehrende die gezielte Auswahl und Aufbereitung von Lernmaterialien eine Schlüsselkompetenz dar.

Bedeutung kuratierter Lerninhalte

 

Kuratieren (vom lateinischen Verb curare, das „pflegen“ oder „sorgen“ bedeutet) bedeutet, Lernmaterialien sorgfältig auszuwählen, zu bewerten und strukturiert anzubieten und bereitzustellen. In Zeiten ständiger Informationsverfügbarkeit wird es dadurch sehr viel leichter möglich, Lernenden einen klaren und effizienten Zugang zu relevanten Inhalten zu eröffnen. Auf diese Weise lässt sich Überforderung vermeiden, die Motivation und das Dabeibleiben verbessern und der Fokus wird auf wirklich wesentliche und lernrelevante Aspekte gelenkt.

 

Vorteile kuratierter Inhalte

  1. Strukturierung des Lernprozesses: Kuratierte Inhalte helfen, Lernphasen besser zu gliedern und zentrale Themen und Zusammenhänge klarer und verständlich zu vermitteln.
  2. Förderung der Selbstlernkompetenz: Eine gezielte Auswahl ermöglicht es Lernenden, leichter eigenständig Schwerpunkte zu setzen und Lernfortschritte bewusster wahrzunehmen.
  3. Passung an Zielgruppen: Materialien können exakt auf die Bedürfnisse und Vorkenntnisse der jeweiligen Lernenden und deren Lebens- und Arbeitsbedingungen zugeschnitten werden.
  4. Integration verschiedener Medienformate: Die Verbindung von Texten, Videos, Podcasts und interaktiven Elementen wie Chatbots macht den Lernprozess abwechslungsreicher und fördert unterschiedliche Varianten, Perspektiven und Zugänge.
  5. Qualitätssicherung: Eine sorgfältig kuratierte und bewusste Auswahl garantiert aktuelle, geprüfte und verlässliche Lerninhalte und -materialien.

Vorbereitungsaufgaben und -arbeiten

 

Eine erfolgreiche Kuratierung setzt eine systematische Vorbereitung voraus:

  • Bedarfsanalyse: Themen, Lernziele und Ausgangslagen der Lernenden erkennen und bestimmen.
  • Recherche: Geeignete Inhalte (oder/und) Materialien aus verlässlichen, wissenschaftlich geprüften Quellen auswählen.
  • Bewertung: Inhalte auf Relevanz, Qualität und Aktualität prüfen.
  • Strukturierung: Materialien didaktisch sinnvoll ordnen und strukturieren.
  • Anpassung: Inhalte an Ausgangslagen, Lernkontexte und Lernformate anpassen.
  • Evaluation: Wirkung der angebotenen Inhalte im Lernprozess laufend überprüfen und gegebenenfalls anpassen und optimieren.

Wichtige Aspekte bei der Kuratierung

  • Didaktische Analyse: Vor der Auswahl erfolgt eine gründliche Analyse der Lernziele, der Zielgruppe und der Lernumgebung, um Inhalte passgenau auszurichten.
  • Didaktische Reduktion und Lernzieldefinition: Komplexe Informationen werden mithilfe passgenauer Reduktionen auf das Wesentliche verdichtet und mit passenden Lernzielen ausgestattet.
  • Advance Organizer: Grafische oder textbasierte Überblickswerkzeuge geben den Lernenden eine klare Struktur und erleichtern das Einordnen neuer Inhalte. Gemeint sind Themenübersichten, einleitende Strukturierungshilfen, vorstrukturierende Lernpfade, Lernlandkarten, Begriffsnetze oder kognitive Landkarten.
  • Digitale Kompetenzen: Lernende müssen zumindest über grundlegende digitale Fertigkeiten und Kompetenzen verfügen, um die bereitgestellten Materialien effektiv nutzen und mit ihnen arbeiten zu können.
  • Feed- und Reflexionsmechanismen: Strukturiertes und geleitetes Feedback bzw. gezielte Reflexion ermöglicht eine kontinuierliche Anpassung der Inhalte an die Ausgangslagen und Bedürfnisse der Lernenden.

Zukunftsaussichten

 

Die zielgruppenorientierte Kuratierung und Aufbereitung von Lerninhalten wird zukünftig eine noch größere Rolle in der Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen einnehmen, da die fortschreitende Digitalisierung die Bildungslandschaft grundlegend verändert, und gleichzeitig gewinnt das lebenslange und vor allem selbstgesteuerte Lernen zunehmend an Bedeutung. Daraus ergibt sich ein wachsender Bedarf an strukturierten, qualitativ hochwertigen Informations- und Lernangeboten. Bildungseinrichtungen und Lehrende sind gefordert, ihre Kurationskompetenzen auszubauen und nach innovativen Ansätzen zu suchen, um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Dabei bleibt es wesentlich, Informationsvielfalt klug zu kanalisieren und didaktische Klarheit in den Mittelpunkt zu stellen, um den Lernenden eine effektive und motivierende Lernumgebung zu ermöglichen.

 

In diesem Sinne ist jede Bildungsveranstaltung wie der Besuch einer gut ausgewählten und zusammengestellten Ausstellung, eines kuratierten Lieder- oder Konzertabends sowie einer Theater- oder Literaturveranstaltung: Sie zeigt ganz bestimmte Ausschnitte und nicht bloß beliebig zusammengestellte Bilder, Texte, Darstellungen oder Musikstücke.

 

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